Alle reden von Smart Home und doch hat kaum jemand etwas wirklich Neues zu berichten. Blogger Martin Schlobach, ist Experte auf dem Gebiet der Gebäude und Anlagentechnik und blickt deshalb heute für den Kermi Blog in die Zukunft des smarten Wohnens. Ich bin sehr happy, Dipl.-Ing. Martin Schlobach für einen Gastbeitrag auf dem Kermi Blog gewonnen zu haben, denn seine jahrelange Erfahrung im Bereich der Gebäudetechnik sowie seine wahnsinnige Kompetenz, komplexe Sachverhalte verständlich zu erklären, begeistern mich. Also freut euch auf einen kleinen Ausflug in das smarte Eigenheim der Zukunft und seine fachmännische Einschätzung zu dem Thema Smart Home.
Von Martin Schlobach
Smart Home heute – Eine neue Erfindung?
Smart Home ist für viele ein Begriff, der ein neues Zeitalter in der Gebäudetechnik eingeleitet hat und aus meiner Sicht ein wichtiger Baustein für die Gebäude der Zukunft sein wird. Doch eigentlich ist „Smart Home“, wie wir es heute kennen, keine neue Erfindung. Es handelt sich dabei um die klassische Gebäudeautomation, welche in großen Gebäudekomplexen und Quartieren wie Industrie- oder Forschungsstandorten seit Jahrzehnten eingesetzt wird. Das Neue am „Smart Home“ ist nun, dass es auch Einzug in Einfamilienhäuser und Mietwohnungen findet.
Dennoch, aktuell befindet sich das Thema Smart Home noch in den Kinderschuhen, da derzeitige Smart Home Systeme noch relativ viele Einstellungen benötigen, bevor sie den gewünschten Effekt erzielen.
Smart Home in der Zukunft – Wie könnte es aussehen
In den nächsten 20 – 50 Jahren wird es aus meiner Sicht im Bereich Smart Home einen großen Sprung geben. Apps auf dem Smartphone zur Steuerung der Technik und Voreinstellungen in komplexen Menüs der Komponenten werden der Vergangenheit angehören. Die Kombination aus Technik, wie wir sie heute kennen, gepaart mit künstlicher Intelligenz wird Einzug in die Gebäudetechnik halten und system- sowie themenübergreifend arbeiten.
Wie kann man sich das vorstellen? Die Betriebssysteme der Zukunft, welche wir auf Smartphones und anderen Geräten kennen, werden die zentrale Kommunikationszentrale für eine künstliche Intelligenz sein, welche eine Schnittstelle zum Smart Home sowie anderen Bereichen haben wird. Die bereits heute mögliche Sprachsteuerung über Alexa, Google Home und Siri wird in der Zukunft weitaus mehr können und ebenfalls dazu beitragen, dass Gebäude wirklich intelligent werden.
Sensoren im Gebäude, die auf Körpertemperatur, Stimmung und Gesichtsgesten reagieren, werden in Zukunft den Komfort in einem Gebäude permanent abgleichen und so anpassen, dass die Bewohner ein optimales Behaglichkeitsgefühl haben. Dies ist ein wichtiger Punkt, denn wie Andreas Kühl in seinem Gastbeitrag „Heizung im System – Perfekt für Nutzer und Umwelt“ schon beschrieben hat, gibt es keine pauschalen Werte für Behaglichkeit, da alle Menschen ein unterschiedliches Behaglichkeitsempfinden haben.
„Behaglichkeit wird in diesem Sinne jedoch nicht nur das Raumklima mit Temperatur und Luftfeuchte berücksichtigen, sondern auch die visuelle und auditive Wahrnehmung. “
Das Adaptieren der Beleuchtung an passende Lichtspektren und der Einsatz von Farb-, Licht- und Dufttherapien sowie die passenden auditiven Einspielungen von Entspannungs- oder Motivationsmusik sind hier als Beispiel zu nennen.
Der Einsatz künstlicher Intelligenz wird in den Bereichen Energieeffizienz und Sicherheit ebenfalls einen großen Sprung machen. Es wird vom System erkannt werden, ob ich mich als Eigentümer im Hause befinde und auch wo. Dies hat zur Folge, ob geheizt werden muss oder ob es nicht sinnvoll ist, die Beleuchtung in manchen Bereichen an- beziehungsweise auszuschalten. Erkennen Sensoren, dass der Gebäudebesitzer nicht zu Hause ist, wird das Sicherheitskonzept des Gebäudes aktiviert, wobei Fehlalarme durch den Einsatz künstlicher Intelligenz stark reduziert werden.
Smart Home – Wohnen im Alter
Einen großen Vorteil wird das intelligente Gebäude in Zukunft auch für ältere Menschen mit sich bringen. Denn neben den bereits erwähnten Möglichkeiten zur Energieeffizienz, Sicherheit und Komfort wird die Sprach- und Gestensteuerung das Leben vieler Menschen erleichtern. Durch den Einsatz eines intelligenten sprach- oder gestenbasierten Kommunikationssystems können viele alltägliche Abläufe vereinfacht werden. Beispielsweise können Termine erstellt, Erinnerungen abgerufen, Bestellungen aufgegeben oder gar Notrufe von Systemen erledigt und organisiert werden.
Auch die Gesundheit wird stark im Fokus stehen. Die Möglichkeit von Körperscans und anschließender Körperanalyse durch die smarten Sensoren im Gebäude kann Ärzten und Pflegern den aktuellen Zustand der Patienten übermitteln, sodass diese schon präventiv bei Auffälligkeiten reagieren können. Individuell abgestimmte Ernährungs- und Bewegungspläne werden daraufhin erstellt, die über einen virtuellen Personal Trainer umgehend umgesetzt werden können. Um den Einkauf der Zutaten für die Ernährungspläne braucht sich der Bewohner ebenfalls nicht mehr kümmern, da diese per Drohne direkt ins Haus geflogen werden.
Das Smarte Gebäude wird also nicht nur die Bereiche Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz abdecken, sondern die Bewohner über die Schnittstelle zum intelligenten Betriebssystem in allen Bereichen ihres alltäglichen Lebens unterstützen.
Smart Home heute – Was ist sinnvoll, was sind Spielereien
Smart Home Systeme befinden sich momentan noch in den Kinderschuhen. Dennoch gibt es aus meiner Sicht auch heute schon viele Komponenten, die beispielsweise beim Energiesparen und beim energieeffizienten Betrieb einer Heizungsanlage zu einer enormen Unterstützung beitragen und den Wohnkomfort deutlich steigern können.
Durch eine gute Heizungsregelung, welche mehrere Eingangsgrößen zur Regelung der Raumtemperatur heranzieht (z. B. Außentemperatur, aktuelle Raumtemperaturen, Wetterprognose, Anwesenheit usw.) ist es möglich, schon heute bis zu 30% an Wärmeenergie zu sparen. Hier kommen auch elektronische Heizkörperthermostate zum Einsatz, welche eine raumweise und zeitbasierte Regelung der Raumtemperatur ermöglichen.
Was Spielereien sind, ist aus meiner Sicht schwer einzuschätzen, da ich ein begeisterter Smart Home Anwender bin. Um sich für ein System oder bestimmte Komponenten zu entscheiden, kann man sich jedoch zwei einfache Fragen stellen, wenn man unsicher ist: „Welchen Vorteil bringt die neue Technologie?“ und „Wie groß ist der Schaden, wenn die Technologie ausfällt oder nicht richtig funktioniert?“
Die Antworten könnten dann folgendermaßen aussehen:
Vorteil Technologie:
• Heizung: Wohnkomfort, effizienter Betrieb der Heizung, es wird Energie gespart
• Sicherheit: Alarmanlage, Überwachung aus der Ferne, Brandschutz
Schaden bei Ausfall oder Funktionsstörung:
• Heizung: Gering, da höchstens mehr oder weniger geheizt wird. Die Probleme können meist selbst behoben werden.
• Sicherheit: Hoch, da je nach Auswahl des Systems die Funktionalität bei Serverausfall oder Manipulation nicht einwandfrei gewährleistet werden kann.
Meine klare Empfehlung ist es daher, sich intensiv mit der Technologie zu beschäftigen, die man erwerben möchte. Bevor in ein Smart Home System investiert wird, sollte man sich beraten lassen und Testberichte lesen, welche die Entscheidung zum richtigen Smart Home System erleichtern.
Smart Home – Fazit
Im Gebäude der Zukunft wird neben der Energieeffizienz und Sicherheit der Mensch als Ganzes im Fokus stehen. Energieautarke Gebäude, welche mit wirklich intelligenten Smart Home Systemen ausgestattet sind, werden den Menschen im Alltag unterstützen. Die Schnittstelle zum intelligenten Betriebssystem wird dazu beitragen, ein Gebäude nicht mehr nur als Behausung zu sehen, sondern als hilfreiche Unterstützung und Schaltzentrale für fast alle Lebensbereiche.
Mehr Informationen auch auf dem haustechnikverstehen.de Blog von Martin Schlobach.
Gastblogger – Martin Schlobach
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit Gebäude- und Versorgungstechnik und informiere euch auf dem Kermi Blog gerne über Trends & Entwicklungen.
17. August 2018 at 20:22
Völlig unkritischer Gastbeitrag dieses sog. Experten. Solange die steuernden Systems so leicht zu hacken sind, wie derzeit, kann man auch gleich den Hausschlüssel unter die Fußmatte legen. Sobald man sich in ein vielleicht unkritisches System wie einen smart-tv oder Kühlschrank eingehackt hat, kommt man im total vernetzten smart Home in die Sicherheitstechnik, kann Brände erzeugen und Türen öffnen… Bitte mal die reale Meldung lesen, dass im letzten Winter ein ganzes Siedlungsgebiet in Schweden wochenlang ohne Heizung war – wegen Hackerangriffen. Wer haftet dem Kunden, wenn ungebetene Besucher per Heizungshack die Haustür öffnen? Die Lösung heißt: Firewalls zwischen den einzelnen Geräten, Haftung der Hersteller für die Sicherheit ihrer Systeme und staatlich überwachter laufender Support der Anbieter. Hat der Herr Gastexperte auch hierzu eine Fachmeinung? Wieweit ist Kermi mit seiner Entwicklung diesbezüglich?
20. August 2018 at 13:48
Hallo Karsten, vielen Dank für deine Nachricht. Deine Bedenken verstehen wir natürlich. Die absolute Sicherheit kann und wird es nie geben. Das betrifft aber nicht nur Smart Home Systeme, sondern viele andere Bereiche aus unserem Alltag auch. Wir als Hersteller treffen dennoch viele Vorkehrungen, um dem Anspruch der 100-prozentigen Sicherheit nahe zu kommen. Hier meine ich bspw. den Schutz durch eine mehrstufige Firewall, Verschlüsselungsalgorithmen oder auch regelmäßige Systemupdates. Wem dies dennoch nicht ausreicht, kann unser System auch „offline“ nutzen und somit einen Zugriff aus dem Internet komplett ausschließen. Dann allerdings mit kleinen Einschränkungen.
Liebe Grüße, Sandra