Wie kann ich mein Haus angenehm kühlen, wenn draußen die Sonne brennt? Das beschäftigt in heißen Sommern viele Menschen. Mein Tipp: Kühlen kannst du ganz clever mit Wärmepumpe und Fußbodenheizung. Je nach Ausführung sorgen sie zu jeder Jahreszeit für angenehme Temperaturen: Kuschelige Wärme im Winter und kühle Wohnräume im Sommer – und zwar ganz ohne Klimaanlage. In diesem Blogbeitrag erkläre ich dir, wie die Kühlung mit der Heizung genau funktioniert, warum sie besonders angenehm ist und welche Möglichkeiten es gibt.
Alternative zum Kühlen mit der Klimaanlage
35 Grad und du lechzt nach Abkühlung? Auch gut gedämmte Wohnungen und Häuser heizen sich bei Hitzewellen im Sommer auf und jedes Grad weniger macht das Raumklima angenehmer. Wenn es um das Kühlen von Räumen geht, denkt jeder sofort an eine Klimaanlage. Sie kann die Temperatur konstant senken. Dafür saugt sie Luft an, kühlt diese und gibt sie wieder in den Raum ab. Der dadurch entstehende Luftzug wird von vielen als störend empfunden – insbesondere in Schlaf- und Kinderzimmern. Tatsächlich reagieren viele Menschen empfindlich auf die niedrigen Temperaturen und fangen sich schnell eine Erkältung ein. Deutlich angenehmer und gesundheitsschonender ist es, über die eigentlichen Heizflächen, z.B. die Fußbodenheizung, zu kühlen. So gelangt die Abkühlung flächig statt punktuell in die Räume.
Kühlen mit der Fußbodenheizung
Heizen und kühlen? Hört sich außergewöhnlich an, ist jedoch kein Problem und funktioniert ganz einfach: Eine Fußbodenheizung besteht aus Heizungsrohren, die sich im Fußbodenaufbau befinden. Beim Heizen strömt warmes Wasser hindurch und die Rohre übertragen dessen Wärme zunächst an den Boden und dann an die Räume. Indem kaltes Wasser durch die Leitungen im Fußboden strömt, ist auch das Kühlen mit der Flächenheizung möglich. Das Prinzip funktioniert bei Wand- und Fußbodenheizungen. Hast du in deinem jetzigen Eigenheim noch keine Fußbodenheizung, möchtest dich aber noch weiter informieren? Dann findest du hier zum Thema „Möglichkeiten zum Nachrüsten einer Fußbodenheizung“ sicher hilfreiche Tipps.
Kühlen mit der Wärmepumpe
Du fragst dich, woher eigentlich das kühle Wasser, das die Temperatur im Haus im Sommer durch die Fußbodenheizung senkt, kommt? Das kommt aus der Wärmepumpe! Deshalb ist wichtig: Falls du darüber nachdenkst, eine Wärmepumpe zu installieren, solltest du dir vor dem Kauf überlegen, ob du dein Haus im Sommer auch kühlen möchtest. Denn nicht bei allen, aber bei den meisten Wärmepumpen ist eine Kühlfunktion verfügbar.
Um das Haus mithilfe der Wärmepumpe zu kühlen, gibt es zwei Möglichkeiten, die ich dir nachfolgend gerne erklären möchte:
Variante 1: passive Kühlung der Wärmepumpe
Für diese Art der Kühlung eignen sich Sole/Wasser- und Wasser/Wasser-Wärmepumpen. Das Prinzip ist einfach: Die Wärmepumpe nimmt das niedrigere Temperaturniveau des Erdreichs oder des Grundwassers auf und überträgt es über einen Wärmetauscher auf das Heizsystem. Das kühle Wasser durchströmt die Heizungsrohre, nimmt die überschüssige Wärmeenergie der Räume auf und gibt sie anschließend an das Erdreich oder Grundwasser ab. Das sorgt für angenehme Temperaturen. Da der Verdichter der Wärmepumpe bei dieser Variante nicht in Betrieb ist, spricht man von passiver Kühlung. Preiswert und umweltschonend lässt sich auf diese Weise die Raumtemperatur um circa 3 Grad senken und angenehm temperieren.
Variante 2: aktive Kühlung der Wärmepumpe
Diese Möglichkeit der Kühlung bieten nur Wärmepumpen, die mit einem umkehrbaren Kältekreislauf ausgestattet sind. Das ist insbesondere bei Luft/Wasser-Wärmepumpen interessant, denn die Außenluft (als Energiequelle zum Heizen) ist für passive Kühlzwecke im Sommer zu warm. Bei der aktiven Kühlung mit einer Wärmepumpe wird die eigentliche Funktionsweise der Wärmepumpe (heizen und Trinkwasser erwärmen) einfach umgedreht: Statt aus der Außenluft Wärme zu gewinnen und ins Innere zu führen, nimmt sie überschüssige Wärme aus den Innenräumen auf und transportiert sie nach draußen.
So funktioniert die aktive Kühlfunktion
Von der Wärmepumpe aus fließt durch die Heizungsrohre der Flächenheizung/-kühlung kühles Wasser. Auf dem Weg entzieht dieses Wasser den Räumen Wärme und kommt somit erwärmt an der Wärmepumpe an. Über einen Wärmetauscher wird die thermische Energie an einen Kältemittelkreislauf in der Wärmepumpe übertragen. Dieser läuft dann in umgekehrter Richtung ab und sorgt so dafür, dass die Raumwärme an die Außenluft abgegeben und über den Verdichter wieder abgekühlt wird. Es fließt also wieder kaltes Wasser durch die Flächenheizung/-kühlung. Der Verdichter muss bei dieser Variante der Kühlung aktiv sein, weshalb man von aktiver Kühlung spricht. Die aktive Kühlung ist stärker als die passive und ermöglicht eine Temperaturregelung. Allerdings wird dafür auch mehr Strom benötigt. Passive und aktive Kühlung und weitere Fachbegriffe, die du bei der Auswahl einer Wärmepumpe kennen solltest, haben wir in einem separaten Blogbeitrag zusammengefasst.
Kühlen mit der Wärmepumpe lohnt sich
Mein Fazit: Mit Wärmepumpen und Fußbodenheizungen kannst du deine Wohnräume besonders angenehm temperieren und kühlen. Während Klimaanlagen durch ihren Luftzug Muskelverspannungen und Erkältungen fördern können, ist die nachhaltige Kühlung mit dem Heizsystem gesundheitlich unbedenklich. In unseren Breiten wird Kühlung des Hauses ohnehin zudem meist nur wenige Wochen im Jahr benötigt, sodass sich die Anschaffung einer Klimaanlage kaum lohnt. Mit Wärmepumpe und Fußbodenheizung zu kühlen, ist vergleichsweise günstig, insbesondere wenn du selbst erzeugten PV-Strom von der Solaranlage für den Betrieb der Wärmepumpe nutzt. Das ist nachhaltig und schont die Umwelt!
Wusstest du übrigens, dass man Wärmepumpen auch in Bestandsgebäuden meist problemlos nachrüsten und so von umweltfreundlich erzeugter Heizwärme und angenehmer Kühlung im Sommer gleichermaßen profitieren kann?
Ich freue mich auf deine Kommentare.
Hier geht’s zur mehr Informationen zum Thema Wärmepumpe.
Hier geht’s zu mehr Informationen zum Thema Flächenheizung und –kühlung.
20. Juni 2021 at 11:14
So spannend wie das Konzept der passiven Kühlung durch Wärmepumpen auch klingt, praktisch ist es weitestgehend wirkungslos.
1. Wenn man nicht gerade einen eiskalten Gebirgsbach zur Verfügung hat (was praktisch aber auch nicht gut funktioniert) und den Wärmetauscher damit kühlen kann, sind eigentlich kaum mehr als 2-3°K unter Außentemperatur drin. Bei 30°C und mehr reicht das natürlich nicht einmal im Ansatz. Gerade bei modernen Niedrigenergiehäusern ist das dann ein Kampf gegen Windmühlen, wenn die sich einmal aufgeheizt haben, dann kriegt man die Hitze kaum mehr raus. Bei großen Temperaturunterschieden kann das zwar klappen, aber dann kann man auch einfach ein Fenster öffnen…
2. Der in Deutschland weit verbreitete Aberglaube, man solle nicht unter 3-5° Außentemperatur kühlen, weil das für den Körper sonst belastend wäre (ist es zwar unter ganz bestimmten Bedingungen, aber bei weitem weniger als ständig hohen Temperaturen ausgesetzt zu sein, insbesondere beim Schlafen) existiert vor allen Dingen noch deshalb, weil auch durch eine unzureichende Klimatisierung die relative Luftfeuchtigkeit gesenkt wird, was zu einer niedrigeren gefühlten Temperatur führt. Genau diese Entfeuchtungsfunktion fehlt den passiv kühlenden Wärmepumpen aber beinahe gänzlich – im Gegenteil, bei bestimmten Bedingungen hat man so ganz schnell große Probleme mit Kondensat.
Letztendlich macht es bei Wärmepumpen kaum Sinn, zusätzliches Geld in die Hand zu nehmen um eine quasi wirkungslose passive Kühlfunktion umzusetzen. Bei aktiven Systemen kann das durchaus helfen machen, wobei da die Effizienz herkömmlicher Systeme auch nicht merklich geringer ist, preislich können die Unterschiede aber gravierend sein. Meistens macht es ökonomisch wie ökologisch mehr Sinn, eine konventionelle Klimatisierung zu verbauen und das gesparte Geld in Photovoltaik zu investieren.
19. Juni 2021 at 14:08
Ich brauche meine Sole/Wasser-Wärmepumpe für die Warmwasser bereitung auch im Sommer.
Wenn ich jetzt das Wasser der Bodenheizung (ca. 20°) statt des viel kühleren Sole Wassers (ca. 5 – 13°) verwenden könnte wäre das ein Win/Win die Wärmepumpe bäuchte weniger Energie für die Warmwasser Bereitung und ich habe aktive Kühlung.
Warum wird so was nicht gemacht?
24. Juni 2021 at 8:29
Hallo Josef, danke für deinen Kommentar.
Leider kann das höhere Temperaturniveau von bis zu 26°C , welches in den Sommermonaten in der Fußbodenheizung vorherrscht, nicht direkt über den Wärmetauscher der Wärmepumpe zur Produktion des Warmwassers genutzt werden.
Der ausschlaggebende Grund hierfür ist die physikalische Eigenschaft des Kältemittels, welche dies nicht zulässt.
Aufgrund der hohen Wärmezufuhr verdampft das Kältemittel bereits zum Start des Wärmeprozesses auf ein zu hohes Temperatur- bzw. Druckniveau und daraus resultierend würde der Verdichter zwangsläufig eine zu hohe Heißgastemperatur produzieren.
Hier bewegt man sich außerhalb der zulässigen Einsatzgrenzen, die von der Eigenschaft des Kältemittels abhängig sind und in den oben beschrieben Betriebszustand würde es aus Sicherheitsgründen immer wieder zu einem Abschalten des Wärmepumpenbetriebes kommen. Deshalb ist das Betreiben einer Sole/Wasser-Wärmepumpe mit einer geringeren Wärmequelletemperatur und einer Trennung über einen separaten Wärmetauscher zwingend erforderlich, um eine störungsfreie Betriebsweise sowohl bei der WW- Bereitung als auch im Heiz- oder Kühlbetrieb zu gewährleisten.
Liebe Grüße, Steffi
24. Dezember 2020 at 15:24
Klingt alles sehr gut.
Wir bauen Ende 2021 ein Studentenwohnheim in Nürnberg mit 243 App.
Wäre ENDE Februar an einen Gespräch interessiert.
Mit freundlichen Grüßen
Xaver Dürr
Bauleitung
7. Januar 2021 at 11:08
Hallo Xaver Dürr, danke für Ihre Nachricht. Sehr gerne. Unsere Ansprechpartner finden Sie hier https://www.kermi.de/raumklima/loesungen/branchenloesungen/wohnungswirtschaft/ Liebe Grüße, Sandra